Folgt der Leser der Sicht Tonys,
so kann bei ihm leicht der Eindruck entstehen, die Hagentröms seien Parvenüs.
Die Geschäftspraktiken der Firmen Buddenbrook und Hagenström unterscheiden
sich aber -soweit der Roman hierüber überhaupt verwertbare Informationen
enthält- weniger stark (s. These 1), als aus der Perspektive
des Innenraums der Familie suggeriert wird. In beiden Familien sollen Eheschließungen
dem wirtschaftlichen Aufstieg dienen, weshalb diese Strategie letztlich nur
bei Hagenströms erfolgreich ist, erscheint als "Schicksal". Ein
Vergleich mit der sozialgeschichtlichen Erscheinung des Parvenüs ergibt
eindeutig, daß Hagenströms keine Parvenüs sind:
Das historische Auftreten des Parvenüs ist an die Gründerzeit gebunden
(verstärkte Industrialisierung und Gründungen von Aktiengesellschaften
in Deutschland ab etwa 1850; Gründerboom 1870-1873). Der wirtschaftliche
Aufstieg der Hagenströms beginnt in den 30er Jahren.
Im Gegensatz zum wirtschaftlichen Aufstieg der Parvenüs vollzieht dieser
sich bei den Hagenströms im Verlaufe mehrerer Generationen.
Der Erfolg der Firma Hagenström beruht nicht auf erfolgreichen Spekulationen
an der Börse.
Die Repräsentation des wirtschaftlichen Erfolgs nach außen hat bei
Hagensträms bei weitem nicht den bei Parvenüs aufgetretenen protzig-feudalen
Charakter. Vielmehr deutet der Einzug der Hagenströms in das Haus in der
Mengstraße darauf hin, daß sie den Platz einnehmen, den vorher die
Buddenbrooks eingenommen hatten.